STORY STARTER

Inspired by Kail Cleo

Create a story by writing multiple diary entries from your character (or multiple characters intertwined).

Try to make each entry build from the last to add to the storyline. If you switch perspective, make it clear that it's someone else's journal.

Ein Ganz Normaler Tag

Verfassen Sie eine Geschichte, indem Sie mehrere Tagebucheinträge Ihrer Figur oder mehrerer Figuren miteinander verweben. Achten Sie darauf, dass jeder Eintrag auf dem vorherigen aufbaut und die Handlung vorantreibt. Wenn Sie die Perspektive wechseln, machen Sie deutlich, dass es sich um das Tagebuch einer anderen Person handelt.



Berlin, 10. April 2025, 9:11 Uhr

Ich glaube, ich verliere den Verstand.

Oder vielleicht haben sich die Algorithmen um mich herum so weit synchronisiert, dass ich mich immer schneller in einem immer enger werdenden Kreis drehe.

Gestern und vorgestern habe ich die Miniserie “The Crowded Room” gesehen. Sie erzählt die Geschichte eines jungen Menschen mit Schizophrenie, der versucht, ein Verbrechen aufzuklären.

Die Serie hat mich zum Nachdenken gebracht und mich dazu gebracht, mich selbst auf ähnliche Weise zu fühlen. Ich habe angefangen, meine Realität infrage zu stellen.

Ich habe nie den letzten Schritt gewagt, mich von mir selbst zu lösen. Ich bin immer noch ganz.

Allerdings fiel es mir schwer, mein Leben chronologisch zu ordnen.

Ich konnte zwar rekonstruieren, wann ich auf welche Schule gegangen bin, wo ich studiert habe und wo ich gearbeitet habe.

Was mir schwerfiel, war, meine Beziehungen zu sortieren. Welchen Sport habe ich wann betrieben? Wo habe ich wann gearbeitet? Welche Beziehung hatte ich wann? Habe ich zu dieser Zeit Drogen oder Alkohol konsumiert? Hatte ich zu dieser Zeit einen Führerschein und wenn ja, bis wann?

Es scheint, als hätten verschiedene Persönlichkeiten in verschiedenen Welten gelebt, die wenig miteinander zu tun hatten.

Es ist auch schwierig, genau zu bestimmen, wo ich lebte und wie ich mich fühlte, während ich neben der Schule, neben dem Studium arbeitete.


Berlin, 10. April 2025, 9:16 Uhr

Ich sitze mit geschlossenen Augen in deinem Loch und putze. Ich bin ganz tief in mir drin. Die Sonne geht auf und ein Stromkasten erscheint vor mir. Ich sitze darauf und warte. Ich warte vor der Wohnung einer Freundin, die nicht kommt. Ich wurde schon ihrer Mutter vorgestellt, aber etwas ist passiert. Ich bin allein. Ich versuche, sie zu erreichen und rufe mehrmals bei ihr an. Gegen Abend gelingt mir das Gespräch. Das Mädchen ist sehr aufgeregt. In einem Anflug von Jugendliebe habe ich mit einer Sprühdose auf die Straße geschrieben: “Melle, ich liebe dich”. Das war als Geschenk gedacht, als Bezeugung meiner Liebe. In meinen Augen war es etwas Zärtliches, Schönes und in meinen Ohren die ehrlichste Bezeugung der Liebe in der elterlichen Sprache. Aber für meine aus dem Bildungsbürgerlichen Milieu stammende Liebe führte es zu Ärger, Verwunderung und letztlich zur Trennung. Was mir wie immer wie Maschinen entkommen ist. Aus der Hölle hat mich letztlich im Unverständnis der realen Welt zurückgeworfen in diese und mir das Gefühl gegeben, für immer in dieser Hölle festzustecken. Was nach außen wahrscheinlich eher als Verlustangst wahrgenommen wurde, war letztlich die reine Panik, niemals jemanden zu finden, der mich aus der Hölle befreit.


Berlin, 10. April 2025, 9:21 Uhr

Meine Mutter gab mir Geld, um Musik zu kaufen, weil alle Jugendlichen in meinem Alter das taten. Ich hatte jedoch keinen Bezug zur Musik, also fragte ich einen Freund, ob er mit mir zu Hertie gehen würde. Er stimmte zu, und da ich keinen Plattenspieler, sondern nur einen kleinen Kassettenrekorder hatte, suchten wir bei den Musikkassetten. Die Auswahl in dem Kaufhaus war natürlich begrenzt.


Ich hatte keine Ahnung, was mir gefiel, und wollte eigentlich gar nichts kaufen. Aber da meine Mutter darauf bestanden hatte, fragte ich meinen Freund, was er sich kaufen würde. Er zeigte auf eine Kassette von Udo Lindenberg, also kaufte ich die. Von da an hörte ich Udo Lindenbergs Musik auf meinem Kassettenrekorder, auf dem ich eigentlich lieber Die drei ???, Fünf Freunde oder TKKG gehört hätte.

Die Musik sagte mir nichts, aber ich hörte sie immer wieder an, in der Hoffnung, etwas zu fühlen. Meine Mutter schien zufrieden zu sein, dass ich jetzt Musik hörte. Aber es schien ihr egal zu sein, was ich hörte. Also machte ich es zu einem Hobby, weitere Musikkassetten zu kaufen, ohne je selbst eine Auswahl getroffen zu haben. Schließlich ließ ich meinen Freund für mich auswählen, und so kam ich im Laufe der Zeit zu einer beträchtlichen Anzahl von Kassetten und später dann Schallplatten von Queen. Jetzt da ich wie vorgegeben Musik hörte, störte es allerdings meinen Vater, und er bestand darauf, dass ich sie leiser machen sollte. Dann entdeckte ich WOM, World of Music, wo ich verschiedene Platten anhören konnte. Lustlos probierte ich mich durch und stieß auf Musik von Marillion und ZZ Top. Ich kaufte sofort alles. Das kam bei der Mutter gut an, ich konnte ja jetzt gegenüber ihren Freundinnen, als normal angegeben werden.


Mein Leben nahm erst eine Wendung, als ich beim Sport und außerhalb der Schule Graffiti und Hip-Hop kennenlernte. Von da an verstand ich, was es bedeutete, Musik wirklich zu fühlen und zu verstehen. Das war meine Musik, mein Rhythmus. Es war der Unterschied in dieser Musik, der Rhythmus, die Aussage und das Gefühl, die mich zu Hip-Hop brachten.


Berlin, 10. April 2025, 9:27 Uhr

Ich trage eine Brille und rauche eine Pfeife. Ich trage den Mantel meines Opas, der so ähnlich wie der von Jean Paul Sartre war und spaziere durch den Tiergarten in der Nähe des Rosengartens. Ich rauche Pfeife und meine Hände sind hinter meinem Rücken verschränkt. Ich trage Herren Lederschuhe mit glatter Sohle. Ich versuche, intellektuelle oder zumindest romantische Gedanken zu haben, aber alles, was mir in den Sinn kommt, ist Sehnsucht. Ich sehne mich nach jemandem, der so ist wie ich, der mich verstehen und mich aus meiner Einsamkeit hier im Tiergarten befreien könnte. Ich lächle bei dem Gedanken, jemanden zu finden, der so ist wie ich, denn ich weiß, dass sich genau diese Person vor jedem anderen verstecken würde, genau wie ich. Daher ist es unwahrscheinlich, dass wir uns je begegnen werden, hier im Tiergarten, während ich in meinem Wintermantel im Herbst spazieren gehe. Hier bin ich ich selbst, und hier spüre ich die Tiefe meiner Einsamkeit. Es ist nicht so, dass ich nicht auch Leute treffe und mich unterhalte. Manchmal versuche ich sogar, etwas zu unternehmen, aber ich komme mir dabei immer falsch vor. Ich fühle mich wie ein Lügner, ein Schauspieler, der zwar das Bedürfnis nach Gesellschaft hat, aber niemandem traut und immer ängstlich ist. Ich verstecke mich in mir, damit diese Leute mich nicht enttäuschen, wegstoßen oder beschämen. Ich habe schon immer viel gelesen, aber seit Ibiza lese ich auch Literatur. Bücher, über die ein Reich-Ranicki im literarischen Quartett sprechen würde. Ich versuche, etwas zu sein, das man hätte schreiben können. Ich sitze auf einer Bank im Grünen, wo die feuchte Erde riecht. Hier ist die Einsamkeit nicht so schmerzhaft. In meiner Fantasie ist meine Heimat. Hier kann ich mich zu einem Baum verwachsen, weil ich nie wieder von dieser Bank aufstehen werde. Anstatt mich durch menschliche Nahrung zu nähren, lasse ich mir die Energie über die Blätter eines Baumes zuleiten. Hier werde ich ein Teil des Parks. Hier löse ich mich auf und verschmelze mit allem, was mich umgibt. Dies ist meine Heimat. Dies ist meine wahre Heimat. Hier komme ich her, hierhin werde ich einst zurückkehren.

Auf der anderen Seite der Brücke, auf der anderen Seite der Bahnunterführung, liegt die Hölle. Die Hölle wartet auf mich, die ewige Hölle, in die ich zurückkehren muss. Die Hölle des Essens und Trinkens. Dies ist die Hölle, in der man für die Befriedigung seiner grundlegendsten Bedürfnisse erniedrigt, verhöhnt und gezwungen wird, Dinge zu tun, die man nicht tun möchte. Es fällt schwer, sich aufzumachen, wenn die Sonne untergeht, der Hunger und der Durst wachsen. Der Zorn und die Traurigkeit steigen wieder auf, wie es Hermann Hesse in seinem Buch Sirdatha beschrieben hat. Man kann versuchen, ein Stein zu sein, vielleicht sogar fünf Tage lang, aber dann muss man aufstehen und sich um Wasser und Nahrung kümmern. Diese Erkenntnis lässt Hoffnungslosigkeit und Trauer in mir wachsen und macht es schwer, zurückzukehren in die Hölle der Menschen, die einen eigentlich lieben sollten.


Berlin, 10. April 2025, 9:38 Uhr

Ich stehe da, umgeben von Techno-Musik, und beobachte die Menge. Ich trage eine Lederhose, Lederstiefel und ein Kettenhemd. Ich bin schlank und muskulös, und wenn ich in den Spiegel schaue, finde ich mich attraktiv. Aber ich kann nicht anders, als mich in dieser Umgebung verloren zu fühlen. Menschen haben Sex zu Industrie-Musik, aber es fehlt an Leidenschaft. Nichts scheint inspirierend zu sein, wie ein Pornofilm in einem dunklen Keller mit Stroboskoplicht,, und einem Tack-Hack-Hack-Sound. Was ich hier sehe, ekelt mich an. Meine Seele wirft Falten.

Der Freund, der mich hierher gebracht hat, um mir die Szene zu zeigen, geht auf zwei Frauen zu und beginnt, sie zu küssen. Ich wünschte, ich wäre jemand anderes, jemand, der das tun könnte, was er tut. Aber ich kann es nicht. Ich schaue einem Mann in der Ecke zu, der sich selbst befriedigt, während er einen Apfel isst. Und dann kommen mir Bilder aus der Vergangenheit in den Sinn, und ich fühle mich noch verlorener. Mehrmals werde ich an meinem Oberkörper berührt, und ich möchte am liebsten kotzen und mich in Luft auflösen. Ich bin voller Ekel vor mir selbst, weil ich hier bin, weil ich nicht weiß, was ich tun soll, und weil ich mich nicht ausdrücken oder mit jemandem reden kann. Es gibt niemanden hier, der so ist wie ich.


Nach zwei Stunden sage ich meinem Freund, dass ich nach Hause gehe, und verlasse den Laden. Als die Sonne aufgeht, nehme ich die U-Bahn und verschwinde in meinem kleinen Loch am Kudamm.


Berlin, 10. April 2025, 9:46 Uhr.

Da ich mich nie wirklich zu Hause gefühlt habe, habe ich immer nach etwas gesucht, wo ich anders sein konnte. Wo ich mein Falschsein reproduzieren konnte. Aufgrund meiner Erziehung habe ich jedoch immer Anpassung angestrebt, was dazu führte, dass ich in allem, was ich tat, schlecht war, außer wenn ich sehr viel Alkohol konsumiert hatte. Dann konnte es passieren, dass meine inneren und äußeren Welten aufeinanderprallen. In diesen Momenten war ich vielleicht sogar gut in dem, was ich sein wollte, aber das galt nicht für die Leute, die nicht so viel Drogen und Alkohol konsumiert hatten wie ich. Sie verstanden mich nicht und gaben mir das Gefühl, wertlos zu sein. Ich war derjenige, der mehr trank als alle anderen, ich war der Kommunist in einem kleinen bürgerlichen faschistischen Milieu, war der Antideutsche innerhalb der kommunistischen Bewegung und somit ein Außenseiter, selbst in der linken Bewegung. Ich war derjenige, der Gott in einer christlichen Gesellschaft kritisierte, und derjenige, der als Deutscher zum Islam konvertierte. Bis auf das Letzte, was tatsächlich, alHamdullillah, nicht von mir abhung und mir eine nie gekannte Ruhe verschaffte und was ich aus Sorge um meine Kinder getan habe, da dies die einzige Form war meine Kinder wirklich beschützen, diente alles nur der Projektion. Es war ein Versuch, das Gefühl der Nichtzugehörigkeit, das ich schon immer empfunden habe, zu nutzen, um mich nicht-passend und unverstanden zu fühlen. Dies ermöglicht es mir, das Gefühl der Nichtzugehörigkeit aufrechtzuerhalten. Es fällt mir immer noch schwer, selbst im Islam, auf Menschen zuzugehen und mit ihnen zusammen zu sein. Ich verspüre immer noch ein starkes Bedürfnis, mich zu verstecken, der Falsche zu sein, der Wolf im Schafspelz, derjenige, der allen nur etwas vormacht.


Berlin, 10. April 2025, 9:51 Uhr

Ein schöner Tag. Die Sonne scheint.

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