Gestohlen

„Mama, du weißt doch noch, als ich 6 Jahre alt war und wir zusammen auf dem Spielplatz gespielt haben. Du bist mit mir die Rutsche runter gerutscht und hast geschaukelt. Danach sind wir nach Hause gegangen und du hast gekocht.“

„Ich kann mich nur noch an das Kochen erinnern. Wenn du mir von weiten schönen Erinnerungen erzählt, an die ich mich nicht erinnern kann, glaube ich langsam, dass ich bestohlen wurde. Es läuft doch grad dieser Dieb durch die Gegend, der einem die besten und schönsten Erinnerungen klaut.“

„Verdammt. Weißt du denn noch, wie du zu Silvester mit Papa getanzt hast? Ihr wart so glücklich.“

„N… nein.“ erwiderte ich erschrocken. „Oh nein. Er hat mich bestohlen. Schöne Erinnerungen verkaufen sich doch am besten. Wir müssen ihn finden! Ich will meine Erinnerungen wieder!“

„Mama, die Polizei arbeitet doch schon an der Sache. Lass die mal machen.“

„Nein! Auf keinen Fall! Die interessiert das nicht. Ich mache das!“

Und damit begann ich selbst zu recherchieren. Ich schaute durch die Nachrichten, ob ich herausfinden konnte, wer an welchem Ort betroffen war und ob ein Muster zu erkennen ist. Ich nahm mir eine Karte der Stadt und markierte mit Pinnnadeln und Nummer die Orte, an denen der Dieb zugeschlagen hat. Ich versuchte mich auch daran zu erinnern, wann er bei mir meine Erinnerungen geklaut hat. Es musste erst gestern geschehen sein. Seit heute ist mir und meiner Tochter aufgefallen, dass wichtige Erinnerungen fehlen.

In Gedanken ging ich meinen Tag durch. Aufstehen, fertig für die Arbeit machen, arbeiten. Der Weg dahin geht nur mit dem Auto.

Nach der Arbeit war ich im Park joggen. Jetzt erinnerte ich mich, dass mich ein Kerl mit dunklem Kapuzenpulli angestoßen hat und ich hingefallen bin. War er der Dieb?

Mir hat ein nettes Mädchen aufgeholfen. Dabei hat sie mein Handgelenk umfasst. Diese Berührung könnte gereicht haben, um die Erinnerungen zu stehlen. Diese eher als der einfache Schubs. Wer verdächtig auch ein junges Mädchen.

Ich verfolgte diese Spur weiter und begab mich zu den weiteren Opfern. Mir ist beim anpinnen aufgefallen, dass sie alle ausgesagt haben, dass sie vermutlich im Park bestohlen wurden.

Ich ging zum ersten Opfer und klingelte an der Tür. Ein alter Herr öffnete.

„Guten Tag, mein Name ist Michaela Berger und ich wurde wie sie bestohlen. Wie ich in der Zeitung lesen konnte, haben sie geliebte Erinnerungen verloren. Stimmt das?“

„Ach wissen Sie junge Frau, ich weiß nicht, ob sie mir gestohlen wurde oder ob ich sie nicht vergessen habe. Ich bin schon alt und da vergisst man auch mal etwas.“

„Aber doch nicht die liebsten Erinnerungen! Können Sie sich noch erinnern, was sie an dem Tag gemacht haben, an dem ihre Erinnerungen verschwunden sind?“

„Ich war im Park und habe mit Tierfutter die Enten und Tauben gefüttert. Ich saß auf einer Bank auf habe das Futter verstreut. Da hat sich so ein junges Ding neben mich gesetzt und gefragt, ob sie auch mal füttern darf. Ich habe ihr die Tüte hingehalten, sodass sie reingreifen kann. Sie hat mit einer Hand mein Handgelenk umfasst und mit der andern in die Tüte gegriffen. Das Futter hat sie verstreut, kurz die Tiere beobachtet, sich bedankt und dann ist sie wieder gegangen. Als ich von meiner Runde nach Hause kam, sah ich dieses Foto und konnte mich nicht mehr erinnern, wann es aufgenommen wurde und warum ich so glücklich mit meiner Frau in die Kamera gelacht habe.“ Er zeigte ein Foto von sich und einer Frau, die glücklich in die Kamera geschaut hatten, während sie in einer Tanzbewegung waren. „ Ich habe mir weitere Bilder angesehen und bei einigen das gleiche gedacht. Immer wieder fragte ich mich selbst, wann die Fotos entstanden sind. Da dachte ich mir, dass etwas nicht stimmt und ich bin zu Polizei gegangen und habe es gemeldet. Sie haben es nicht ernst genommen und mich weggeschickt, nachdem sie meine Anzeige aufgenommen haben. Erst nach 2 Tagen sind sie an meiner Wohnungstür aufgetaucht und haben mich, wie sie jetzt, befragt. Bisher habe ich noch nichts von ihnen gehört, Ich hätte gerne meine Erinnerungen zurück. Können Sie mir helfen?“

„Ich versuche es, denn ich will auch meine Erinnerungen zurück. Danke für Ihre Auskunft. Können Sie das Mädchen vielleicht beschreiben, das neben Ihnen saß?“

„Ja, ich denke schon. Sie war furchtbar jung und hatte braune, lange und lockige Haare. Ihre Augen waren goldbraun. Wenn ich mich recht erinnere, hatte sie sehr helle Haut. Sie hat einen Rollkragenpullover an gehabt und eine schwarze Jacke drüber. Die Jacke sah aus, als wäre sie aus Leder. Vermutlich so ein synthetisches Zeug, dass wie Leder aussieht. Jeans und Turnschuhe.“

„Vielen Dank. Ich mache mich auf die Suche nach diesem Mädchen und versuche ihre Erinnerungen wiederzuholen. Sie haben mir sehr geholfen. Einen schönen Tag für Sie.“

„Danke, dass Sie mir zugehört haben und mir helfen wollen. Das ist mehr, als die Polizei macht.“

Ich nickte und lächelte und dann ging ich. Die Beschreibung des Mädchens deckt sich mit meiner Erinnerungen an sie. Auch bei den anderen Opfern erhielt ich so eine Beschreibung der Diebin und die Information, dass alle zum Zeitpunkt des Diebstahls etwas im Park waren und dort etwas gemacht hatten. Der eine war auf den Trimm-Dich-Geräten, der andere mit dem Kind beim Spielplatz oder beim spazieren. Danach fehlten ihnen wichtige und sehr schöne Erinnerungen.

Und so ging ich zurück in den Park und legte mich auf die Lauer, wann dieses Mädchen wieder zuschlagen würde.

Ich musste gar nicht lange warten, da sah ich ihren Lockenkopf und nahm die Verfolgung auf. Ich achtete darauf, dass sie mich nicht bemerkt. Sie ging zum Skaterpark. Dort waren Personen in ihrem Alter. Sie war ja ganz hübsch und so versuchten die Jungs sie zu beeindrucken. Einer fiel dabei hin, sie half ihm auf, wischte eine Strähne ihrer Haare hinter ihr Ohr und verschwand scheinbar verlegen wieder. Das war meine Chance. Ich stellte mich so, dass sie über meinen Fuß stolperte, als sie noch mal nach hinten blickte. Sie fiel ebenfalls und ich half ihr auf. Dabei suchte ich nach der letzten Erinnerung des bestohlen Jungens und holte sie gewaltsam aus ihr raus. Sie wand sich und wimmerte. Ich sah ihr tief in die Augen und sagte: „Gib mir alle anderen Erinnerungen, die du gestohlen hast! Meine auch. Oder ich schleppte dich zur Polizei und die holen sich die Erinnerungen und sperren dich wegen Diebstahl ein. Glaub mir, du willst nicht, dass es so weit kommt!“

„Ist gut Lady, ich gebe alles zurück. Ich will nur nicht ins Gefängnis. Bitte, bitte lassen Sie mich frei.“ Sie weinte fast und ich wurde weich.

„Okay, du gibst mir alle gestohlen Erinnerungen und versprichst mir, nie wieder welche zu stehlen und ich lasse dich gehen.“

„Danke.“

Sie gab mir alles, was sie hatte und ich fühlte mich sehr voll mit fremden Erinnerungen. Dann ließ ich sie benommen gehen. Also sowohl sie als auch ich waren von dem großen Transfer benommen.

Dann ging ich als erstes zu dem Jungen, den sie zuletzt bestohlen hat. Ich sagte: „Ich glaube dir wurde grad was geklaut.“, gab ihm die Hand und konzentrierte mich auf seine Erinnerungen, die ich auf ihn übertrug,“

Das gleiche machte ich bei den anderen Opfer auch. Zuletzt ging ich zu dem alten Mann und gab ihm seine Erinnerungen. Er lächelte mich mit Tränen in den Augen an und bedankte sich.

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