Steine

Einmal, als ich noch in Italien war, liessest du mich am Strassenrand stehen, ohne Geld, und fuhrst in deinem dummen kleinen Auto davon. Wir hatten uns wiedereinmal wegen irgendwas gestritten, wahrscheinlich hatte ich einen Witz gemacht über den schäbigen Zustand der Lackierung deines Wagens, und du nahmst es persönlich. Wahrscheinlich eskalierte es wie immer bis wir uns anschrien ohne zu wissen weshalb. Vermutlich schrie ich dich an, „Halt den Wagen an, halt an, halt an, ich will raus!“, mit Tränen in meinen Augen und Spucke am Kinn. Wahrscheinlich begann meine Haut zu beissen und ich kratzte mich, doch nichts half, und ich schlug gegen eine Baum. So hab ich mir mal die Hand gebrochen, und du hast mich in deinem blöden, winzigen Auto in den Notfall gefahren. Wie auch immer, damals stand ich also am Strassenrand und wusste nicht wo hin mit mir. Also begann ich zu laufen, weg von dir, in die andere Richtung, in der Hoffnung ein neuer Weg würde die Strassen in meinen Gedanken neu formen und ich könnte mich selbst aus meiner Haut befreien. Ich kratzte mich an den Oberschenkeln, an den Armen, bis kleine rote Blitergüsse entstanden und ich die Hoffnung aufgeben musste.

Später fandest du mich am Strand, auf irgendeinem Liegestuhl, neben dem ich schöne, farbige Steine gesammelt hatte. Ich suchte mir den schömsten aus, und als ich auf dem Heimweg wieder neben dir sass im blauen Auto legte ich ihn ins Handschuhfach, zu den anderen. Neben ihnen sah er plötzlich nicht mehr öde und farblos aus.

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