In den Blumen zirpts, in den Bäumen rauschts Von innen drückts meine Brust hinaus Die Tränen krazen mir im Hals Dein Lachen laut über die Wiese schallt
Obschon der Frühling bald schon hier Wird‘s kälter immer mehr in mir Der frost droht mich zu rauben In den Röben hangen die reifen Trauben
Die du pflückst und die so schön Dein Gesicht rot färben, so tönt Doch die Sonne auf dem Wasser klar Für dich ist all‘s so wunderbar
Für mich kommt mehr und mehr Ein schluchzen in die Kehl‘ Das ich nicht länger wegdrücken mag Obwohl ich in der Sommerwiese lag
Bienen summen und die Vögel Wissen nichts von meiner Pein Zwitschern wohl, und du mit ihnen Lachst frohlockend in den Wind hinein
Strahl mich doch noch einmal an Dann dreh mich um und sag bis dann Die wiesen zirpen und der Bach der plätschert In mir wachst stetig ein unendlicher Gletscher
Einmal, als ich noch in Italien war, liessest du mich am Strassenrand stehen, ohne Geld, und fuhrst in deinem dummen kleinen Auto davon. Wir hatten uns wiedereinmal wegen irgendwas gestritten, wahrscheinlich hatte ich einen Witz gemacht über den schäbigen Zustand der Lackierung deines Wagens, und du nahmst es persönlich. Wahrscheinlich eskalierte es wie immer bis wir uns anschrien ohne zu wissen weshalb. Vermutlich schrie ich dich an, „Halt den Wagen an, halt an, halt an, ich will raus!“, mit Tränen in meinen Augen und Spucke am Kinn. Wahrscheinlich begann meine Haut zu beissen und ich kratzte mich, doch nichts half, und ich schlug gegen eine Baum. So hab ich mir mal die Hand gebrochen, und du hast mich in deinem blöden, winzigen Auto in den Notfall gefahren. Wie auch immer, damals stand ich also am Strassenrand und wusste nicht wo hin mit mir. Also begann ich zu laufen, weg von dir, in die andere Richtung, in der Hoffnung ein neuer Weg würde die Strassen in meinen Gedanken neu formen und ich könnte mich selbst aus meiner Haut befreien. Ich kratzte mich an den Oberschenkeln, an den Armen, bis kleine rote Blitergüsse entstanden und ich die Hoffnung aufgeben musste. Später fandest du mich am Strand, auf irgendeinem Liegestuhl, neben dem ich schöne, farbige Steine gesammelt hatte. Ich suchte mir den schömsten aus, und als ich auf dem Heimweg wieder neben dir sass im blauen Auto legte ich ihn ins Handschuhfach, zu den anderen. Neben ihnen sah er plötzlich nicht mehr öde und farblos aus.
Die Luft, die unter den Achseln kitzelte, trieb sie dazu zu landen. Der Ast auf dem sie nun stand ächzte unter ihrem Gewicht. Berta war dieser Schwere dankbar, denn sie hilt den Wind davon an, sie weiterzutragen. Denn die Luft, die Berta durch die Haare an ihren Armen und Beinen ziehen spürte löste eine kochende Wut in ihrem Magen aus. „Lass mich in Ruhe!“, schrie sie ihn an, doch er reagierte nicht. Auf die Berge war sie neidisch, unerschütterbar und breit und ewig. Die Bäume liessen sie vor Eifersucht erzittern, tief verankert im Boden und gelassen im Angesicht der Entwurzelungsversuche des Windes. Triezend liessen sie ihn ihre Kronen wiegen und schienen ihm nachzugeben, indem sie sich mal in die eine Richtung, mal in die andere biegen liessen. Doch nie wurden sie mitgenommen oder als leich empfunden. Berta klammerte sich an den Baum, „Wie machst du das?!“, schrie sie vor Verzweiflung, grub ihre Finger, ihre Hände bis zum Ellbogen in die Erde, „Lass mich rein!“. Doch bald toste die nächste Böe über sie hinein und riss an ihrem Haar, liess ihren nackten Körper schlottern und erfasste die dünne Haut und den Achseln und trug sie fort, weit weg, nach eigener Lust und Laune. Unberührt wuchsen die Bäume weiter, noch Tiefer in den kühlen Grund, ruhten die Berge und hörten nicht, was Berta vergebens in den Wind hineinschrie und kläglich schluchzte. Eine tiefe Stille folgte, von der nicht ergriffen wurde und alles dämpfend und warm umschlossen hielt. Auf ewig werden die Fliegenden das Fliegen hassen.
Hinter den Spiegel zu blicken macht schummrige Augen, so dass die Oberfläche kräuselt wie vom Winde zerzaustes Wasser. In dem Moment will ich mich in die Wogen stürzen und mich darin suhlen, dass ich mich nicht mehr selbst betrachten muss um zu sehen wer ich bin. Neben meinem Kopf schwebt eine Kaffeetasse deren Inhalt schwimmt und mir zu Kopfe steigt. Auf dem Weg nach draussen in das Zausen greife ich nach meinem Regenschirm und der Tasse. Aus dem Gekräuselten schöpfe ich mir Literweise in den Rachen. Gluckernd fliesst es runter und bleibt kurz vor meinem Magen stehen. Es fühlt sich an als ob es dort für immer bleibe. Da ich aber nun zum Kaffeetrinken muss, verlasse ich, mit Regenschirm, ohne Tasse, den Spiegel und das Haus. Mit jedem Schritt gluckst und schwappt mein Spiegelbild in meiner Speiseröhre, manchmal bis hinten an meine Zunge ran. Die Luft eilt im Tunnel nebendran rauf und runter, schon fast so als könnte mein Magen doch gefüllt werden. Beim Gehen und Schwappen freue ich mich schon drauf, meinen Rachen zu leeren in den Becher meiner Freundin. Deren Magen scheint offen, und so kommt das Bild wenigstens in jemandem zur Ruhe. Die leere nagt in mir und kann auch nicht mit noch einem weiteren Pain au Chocolat gestillt werden, und trotzdem probiere ich es heute wiedereinmal. Hoffentlich kommt das, was mir meine Freundin einschenkt, in meiner Verdauung an. Wenn nicht mein eigenes Bildnis dann wenigstens ein geliebtes, das fast genau so git schmeckt und, wenn auch nur für iurze Zeit, satt hält.