Spiegel
Hinter den Spiegel zu blicken macht schummrige Augen, so dass die Oberfläche kräuselt wie vom Winde zerzaustes Wasser. In dem Moment will ich mich in die Wogen stürzen und mich darin suhlen, dass ich mich nicht mehr selbst betrachten muss um zu sehen wer ich bin. Neben meinem Kopf schwebt eine Kaffeetasse deren Inhalt schwimmt und mir zu Kopfe steigt. Auf dem Weg nach draussen in das Zausen greife ich nach meinem Regenschirm und der Tasse. Aus dem Gekräuselten schöpfe ich mir Literweise in den Rachen. Gluckernd fliesst es runter und bleibt kurz vor meinem Magen stehen. Es fühlt sich an als ob es dort für immer bleibe. Da ich aber nun zum Kaffeetrinken muss, verlasse ich, mit Regenschirm, ohne Tasse, den Spiegel und das Haus. Mit jedem Schritt gluckst und schwappt mein Spiegelbild in meiner Speiseröhre, manchmal bis hinten an meine Zunge ran. Die Luft eilt im Tunnel nebendran rauf und runter, schon fast so als könnte mein Magen doch gefüllt werden. Beim Gehen und Schwappen freue ich mich schon drauf, meinen Rachen zu leeren in den Becher meiner Freundin. Deren Magen scheint offen, und so kommt das Bild wenigstens in jemandem zur Ruhe. Die leere nagt in mir und kann auch nicht mit noch einem weiteren Pain au Chocolat gestillt werden, und trotzdem probiere ich es heute wiedereinmal. Hoffentlich kommt das, was mir meine Freundin einschenkt, in meiner Verdauung an. Wenn nicht mein eigenes Bildnis dann wenigstens ein geliebtes, das fast genau so git schmeckt und, wenn auch nur für iurze Zeit, satt hält.